Wie fair sind die Dispozinsen der Sparkassen und VR-Banken im Juni?

Überziehungszinsen sinken dank der Zinswende der EZB. Dennoch liegen Sparkassen und Volksbank klar über dem Bundesdurchschnitt. Wir analysieren die Lage und schauen, wie die einzelnen Bundesländer sich schlagen.

Durchschnittlicher Überziehungszins fällt

Gesondert erfassen wir bei Sparkassen als auch VR-Banken die aktuellen Überziehungszinsen. Auch hier wurden die Zinsen seit der letzten Überprüfung gesenkt. Die Sparkassenzinsen fielen um neun Basispunkte von 11,97 auf 11,88 Prozent p.a., während bei den VR-Banken die Überziehungszinsen um 13 Basispunkte von 11,84 auf 11,71 Prozent p.a. sanken. Ziehen wir beide Datenreihen zusammen, so ergibt sich ein Bundesdurchschnitt von 11,69 Prozent p.a.. Hier sind unsere Zahlen:

Bundes­land Institute Dispo­zins
Minimum
Dispo­zins
Maximum
Dispo­zins
Durch­schnitt
Baden-Württemberg 179 7,40% 15,46% 11,57%
Bayern 234 6,79% 15,72% 11,61%
Berlin 2 9,50% 13,82% 11,66%
Brandenburg 22 7,88% 13,42% 10,74%
Bremen 4 10,49% 12,25% 11,34%
Hamburg 3 11,06% 14,84% 12,53%
Hessen 79 5,89% 14,92% 11,15%
Mecklenburg-Vorpommern 13 9,01% 14,70% 11,69%
Niedersachsen 120 8,19% 14,74% 11,96%
Nordrhein-Westfalen 164 8,05% 15,59% 12,31%
Rheinland-Pfalz 52 9,30% 14,40% 12,11%
Saarland 10 10,75% 13,95% 12,49%
Sachsen 30 7,68% 13,94% 11,81%
Sachsen-Anhalt 25 8,39% 14,35% 11,33%
Schleswig-Holstein 32 7,93% 14,64% 11,98%
Thüringen 25 5,19% 14,54% 10,68%
Gesamt 994 8,34% 14,46% 11,69%

So stark beeinflusst der Wohnort die Zinsen

Nimmt sich ein Kunde bei einer lokalen Sparkasse oder VR-Bank einen Dispokredit, gibt es eine beträchtliche Spanne zwischen günstigsten und schlechtesten Zinssatz. Bei einem Kredit von 1.000 Euro über ein Jahr sieht dies so aus:

  • Am besten geht es zurzeit den Kunden der Kreissparkasse Gotha aus Thüringen: Diese verlangt 5,19 Prozent p.a., also 51,90 Euro, Zinsen im Jahr.
  • Den höchsten Zinssatz blechen Kunden bei der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG in Bayern, die für die gleiche Leistung 15,72 Prozent p.a. verlangt, sprich 157,20 Euro Zinsen pro Jahr draufschlägt.

Wichtiger Hinweis: da es zurzeit insgesamt 994 regional ansässige Sparkassen und VR-Banken in Deutschland gibt, ist unsere Auswertung der Zinsen nicht in einem festen monatlichen Rhythmus möglich. Die Zahlen der Sparkassen befinden sich auf dem Stand vom 03.07.2025 und die der Volksbanken wurden zuletzt am 19.07.2025 geändert.

Niedrigere Löhne = Höhere Überziehungszinsen?

Bei der Festsetzung der Dispozinsen prallen gegensätzliche Interessen von Banken und Kunden aufeinander: Bei niedrigerem Einkommen steigt für Banken das Risiko, dass ihnen das geliehene Geld nicht vollständig zurückgezahlt wird. Die Folge: Banken verlangen als Ausgleich für ihr erhöhtes Ausfallrisiko höhere Zinsen.

Für Kunden hat das fatale Folgen: Wenn sie nicht genug verdienen und sich Geld leihen müssen, werden ihnen zusätzlich hohe Zinsen aufgebürdet. Damit werden Menschen mit geringem Einkommen doppelt belastet – durch ihre finanzielle Notlage und die damit verbundenen höheren Kosten. Wie stark die Sparkassen und VR-Banken diesem Prinzip tatsächlich folgen, zeigt unser Vergleich von durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen zum Durchschnittszins.

In der Tat ergeben sich zwischen den einzelnen Bundesländern Unterschiede. Alle Bundesländern mit negativen Werten für die miteinander multiplizierten standardisierten Z-Werte folgen in der Tat dem Trend, dass Banken für niedrigere Löhne mehr Zinsen verlangen und umgekehrt. In Hessen profitieren Kunden am meisten davon, während im Saarland und Schleswig-Holstein die negativen Seiten überwiegen. Insgesamt trifft dies jedoch auf die meisten Länder in Deutschland zu.

Bundesländer Durchschnittlicher Dispozins der Regionalbanken Bruttolohn je Arbeitnehmer Produkt der standardisierten Z-Werte
Hessen 11,15% 51.421 € -1,10
Saarland 12,49% 42.569 € -1,06
Schleswig-Holstein 11,98% 40.527 € -0,62
Rheinland-Pfalz 12,11% 42.557 € -0,56
Niedersachsen 11,96% 41.933 € -0,43
Sachsen 11,81% 40.255 € -0,27
Nordrhein-Westfalen 12,31% 44.938 € -0,26
Baden-Württemberg 11,57% 49.087 € -0,14
Bremen 11,34% 46.695 € -0,09
Bayern 11,61% 49.037 € -0,09
Berlin 11,66% 49.261 € -0,03
Mecklenburg-Vorpommern 11,69% 38.599 € -0,01
Sachsen-Anhalt 11,33% 38.975 € 0,95
Brandenburg 10,74% 39.999 € 2,17
Thüringen 10,68% 39.243 € 2,59
Hamburg 12,53% 54.877 € 2,86
Mittelwert 11,69% 46.008 € 0,25

Auf der anderen Seite stehen einige wenige Gebiete, bei denen der Zinssatz mit dem Durchschnittseinkommen wächst. Dies betrifft nicht nur Hamburg, das Bundesland mit dem höchsten Einkommen und dem höchsten Dispozinsdurchschnitt, sondern auch Thüringen und Brandenburg. Dort lebende Menschen haben zwar ein niedrigeres Durchschnittseinkommen, aber auch daran angepasste Dispozinsen von den örtlichen Sparkassen und VR-Banken.

Der Bundesdurchschnitt des Bruttoeinkommens pro Arbeitnehmer lag 2024 bei 46.008 Euro. Wir können diesen Wert als 100 Prozent definieren und die daraus gewonnenen prozentualen Verhältnisse betrachten. Mehr als zehn Prozent darüber liegen die Durchschnitte lediglich in den Bundesländern Hamburg und Hessen. Auch die Schere zwischen Neuen und Alten Bundesländern ist noch offensichtlich: Außer in Berlin liegt das Pro-Kopf-Einkommen der Neuen Länder im Durchschnitt überall unter 90 Prozent des Bundeswertes. Auf Westseite reiht sich nur Schleswig-Holstein hier ein.

Durchschnittlicher Dispozins aktuell bei 9,79 Prozent p.a.

Der durchschnittliche Dispozins aller Banken innerhalb Deutschlands lag im Mai laut der Bundesbank bei 9,79 Prozent p.a.. Das sind 0,12 Prozentpunkte weniger als im April. Sparkassen und VR-Banken liegen im Durchschnitt rund 1,9 Prozentpunkte höher.

Bedienhinweis: Einzelne Datenreihen lassen sich durch Klick auf die betreffende Überschrift aus- und wieder einblenden.

Quellen:

Links:

Unsere Top 5 Girokonten

0,00€mtl. Grundgebühr
Bonus:35 x 5.000 Euro Jubiläums-Gewinnspiel
0,00€mtl. Grundgebühr
Bonus:75 € Wechselbonus für Neukunden
0,75 % p.a. Guthabenzins
0,00€mtl. Grundgebühr
Bonus:75 € Prämie
0,00€mtl. Grundgebühr
10,20 % p.a. Guthabenzins