Dank frischen Daten können wir die Entwicklung der Dispozinsen für Sparkassen in Deutschland beleuchten. Der durchschnittliche Überziehungszins ist im Ganzen gefallen. Dieses Mal betrachten wir exklusiv, ob ein Zusammenhang von Zinshöhe zum durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen in den Bundesländern besteht.
Übersicht über die Dispozinsen
Bei den Sparkassen fielen die Überziehungszinsen von 12,00 Prozent um drei Basispunkte auf durchschnittliche 11,97 Prozent, wobei Sachsen-Anhalt im Durchschnitt am besten und Schleswig-Holstein am schlechtesten dasteht.
So unterschiedlich können die Zinsen je nach Wohnort sein
Nimmt sich ein Kunde bei einer Lokalbank einen Dispokredit, gibt es eine beträchtliche Spanne zwischen günstigsten und schlechtesten Zinssatz. Bei einem Kredit über 1.000 Euro über einen Monat sieht dies so aus:
- Spitzenreiter der Sparkassen, die Kreissparkasse Gotha aus Thüringen, verlangt 51,90 Euro.
- Am teuersten unter den Sparkassen ist die Kreissparkasse Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, bei der 151,20 Euro Zinsen nach einem Monat fällig sind.
Länderdurchschnitt, Minimum und Maximum für Sparkassen
Wichtiger Hinweis: da es zurzeit 350 Sparkassen in Deutschland gibt, ist unsere Auswertung der Zinsen nicht in einem festen monatlichen Rhythmus möglich. Wir haben diesmal die Zeitspanne von unserem letzten Update, dem 03. Mai bis zum 29. Mai betrachtet.
Pro-Kopf-Einkommen nach Bundesland in Beziehung
Interessant werden die gesammelten Daten, wenn sie in Relation mit anderen gesetzt werden. Je nach Bundesland ist das Bruttoeinkommen je Arbeitnehmer unterschiedlich. Der Bundesdurchschnitt lag 2024 bei 46.008 Euro kann hier als 100-Prozent-Hürde angesetzt werden. Mehr als zehn Prozent darüber liegen allein die Durchschnitte in den Bundesländern Hamburg und Hessen. Auch die Schere zwischen Neuen und Alten Bundesländern ist noch offensichtlich: Außer in Berlin liegt der Pro-Kopf-Einkommen-Mittelwert der Neuen Länder überall unter 90 Prozent des Bundeswertes. Auf Westseite reiht sich nur Schleswig-Holstein hier ein.
Bei der Festlegung der Dispozinsen haben Banken und Kunden unterschiedliche Interessen: Ein niedriges Einkommen resultiert in einem höheren Risiko für Banken, dass ihnen der Kredit nicht rückgezahlt wird. Um dies zu kompensieren, werden riskantere Kredite mit höheren Zinsen belegt. Entgegengesetzt ist die Perspektive der Kunden: Wenn sie über weniger Einkommen verfügen und dennoch einen Kredit in Anspruch nehmen müssen, können sie sich hohe Zinsen noch weniger leisten. Hohe Zinssätze bei kleinem Spielraum straft sie doppelt. Wie genau sieht es also in Realität aus?
Bundesländer | Durchschnittlicher Dispozins der Sparkassen | Bruttolohn je Arbeitnehmer | Empirische Kovarianz |
---|---|---|---|
Sachsen-Anhalt | 10,92 | 38975,00 | 0,0134 |
Thüringen | 11,19 | 39243,00 | 0,0096 |
Brandenburg | 11,60 | 39999,00 | 0,0040 |
Mecklenburg-Vorpommern | 11,70 | 38599,00 | 0,0036 |
Baden-Württemberg | 12,17 | 49087,00 | 0,0011 |
Bayern | 12,18 | 49037,00 | 0,0011 |
Bremen | 10,93 | 46695,00 | -0,0013 |
Saarland | 12,17 | 42569,00 | -0,0013 |
Nordrhein-Westfalen | 12,71 | 44938,00 | -0,0014 |
Berlin | 11,60 | 49261,00 | -0,0022 |
Hessen | 11,72 | 51421,00 | -0,0024 |
Niedersachsen | 12,43 | 41933,00 | -0,0034 |
Sachsen | 12,52 | 40255,00 | -0,0058 |
Rheinland-Pfalz | 12,93 | 42557,00 | -0,0060 |
Hamburg | 11,38 | 54877,00 | -0,0096 |
Schleswig-Holstein | 13,03 | 40527,00 | -0,0105 |
Mittelwert | 11,97 | 46008,00 | N/A |
Auf den ersten und den zweiten Blick sind diese Zahlen nicht aussagekräftig, denn tatsächlich gibt es über die Länder hinweg nur eine leichte negative Korrelation zwischen den Zinsen und dem Einkommen. Dies lässt sich durch einen Korrelationskoeffizient von rund -0,13 ablesen. Ein negativer Zusammenhang liegt zwischen 0 und -1 vor, sodass die Erhöhung eines Wertes den anderen senkt. Wie oben erwähnt, ist diese Beziehung von Zinsen und Einkommen für Banken üblich. Ein Koeffizient von 0 bis 1 würde eine positive Verbindung zwischen den Werten aufdecken, wie zum Beispiel die Länge eines Weges und der Reisezeit. Dennoch gilt in beiden Fällen: je näher an der Null, desto weniger Zusammenhang haben die Zahlen.
Auch für die Kennzahl der empirischen Kovarianz gilt die Regel des positiven und negativen Zusammenhangs. Nun können wir genauere Aussagen treffen: Ist die Kovarianz positiv, stehen auch die Dispozinsen mit dem Bruttolohn eher im positiven Zusammenhang. Gut besonders für Kunden in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg, denn gewähren die Banken trotz niedrigem Pro-Kopf-Einkommen niedrigere Zinsen.
Und umgekehrt gilt auch: Eine negativere Kovarianz deutet auf Bedingungen, die für Kunden unbarmherziger sind. Am stärksten betrifft dies Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Sachsen, die bei einem Durchschnittbruttolohn weit unter dem Bundesdurchschnitt verhältnismäßig hohe Zinsen zahlen. Auch mit dabei: Hamburg ist das Bundesland mit dem höchsten Brutto und hat den viertniedrigsten Zinssatz.
Dispozinsen aktuell bei 9,91 Prozent
Der durchschnittliche Dispozins aller Banken fiel im April unter die Zehn-Prozent-Marke: laut der Bundesbank liegt er bei 9,91 Prozent. Damit ist der Sparkassenmittelwert 2,06 Prozentpunkte höher.
Links:
- Alle Details zu den Dispozinsen aller Sparkassen
- Girokonten mit Dispo im Vergleich
- Großer Vergleich von Neobank-Girokonten
- Gabler Banklexikon: Korrelationskoeffizient
- Gabler Banklexikon: Kovarianz