Ertragsprobleme von Filialbanken

Weil es in den eigenen Spardosen nur noch leise klappert, müssen Banken umdenken. Die Branche wird gerade mit voller Wucht von neuen Rahmenbedingungen und Entwicklungen getroffen. Teils so hart, dass einige Marktteilnehmer von der Bildfläche verschwinden werden. Betroffen sind vor allem klassische Filialbanken. Ihnen droht der Kollaps, wenn sie ihr Geschäftsmodell nicht überarbeiten. Die sinkenden Erträge sind dabei kein Problem, das man einfach aussitzen kann.

Die fetten Jahre sind vorbei

Skyline verschiedener Bankenhäuser, Beispiel Frankfurt
© Fotolia.com – MaxFrost

Anders ausgedrückt: Die fetten Jahre sind vorbei. Die Ertragslage am Bankenmarkt ist weit entfernt von dem, was man in den 1970er und 1980er Jahren gewohnt war. Seinerzeit stand jährlich ein Plus von durchschnittlich zehn Prozent in den Bilanzen. Inzwischen ist die Rentabilität spürbar gesunken. Dafür sind bestimmte Trends verantwortlich. Geprägt wird die mittel- bis langfristige Entwicklung der Bankenbranche in Deutschland demnach vor allem

  • Folgen der Corona-Pandemie, zunehmende Verbreitung Online-Banking
  • langanhaltende Niedrigzinsphase bis 2023
  • der Reform der Bankenregulierung,
  • dem demografischen Wandel
  • und dem Fortschritt der Informationstechnik.

Jeder dieser Trends hat bereits für sich das Potenzial, Banken das Leben schwerer zu machen. In der Summe ergibt sich ein erdrutschartiger Ruck.

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Quellen:

Werte von

Onlinebanking: Prozentualer Anteil der Nutzer im Alter von 16 bis 74 Jahren

Land Deutschland Dänemark Estland Niederlande Finnland Frankreich
2007 35 57 53 65 66 34
2008 38 61 55 69 72 40
2009 41 66 62 73 72 43
2010 43 71 65 77 76 50
2011 45 75 68 79 79 51
2012 45 79 68 80 82 54
2013 47 82 72 82 84 58
2014 49 84 77 83 86 58
2015 51 85 81 85 86 58
2016 53 88 79 85 86 59
2017 56 90 79 89 87 62
2018 59 89 80 89 89 63
2019 61 91 81 91 91 65
2020 64 94 80 89 92 k.A.
2021 50 95 82 91 93 72
2022 49 94 83 91 95 68

Quelle: Eurostat

59 % der Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren in Deutschland nutzten 2018 Online-Banking. Das waren sechzehn Prozentpunkte mehr als 2010 (43 %). Im EU-Durchschnitt stieg der Nutzeranteil im gleichen Zeitraum von 36 % auf 54 %. Am stärksten verbreitet war Online-Banking 2018 in Dänemark, den Niederlanden und Finnland (je 89 %), gefolgt von Schweden (84 %). EU-weit galt: Je höher der Bildungs­abschluss und je höher das Haushalts­einkommen, desto höher der Nutzeranteil.

Entwicklung des Bankensektors

Jahr Banken Filialen Mitarbeiter* Bilanzsumme**
2006 2.301 42.633 681.300 8.100
2007 2.277 42.100 680.450 8.623
2008 2.169 41.734 675.000 8.576
2009 2.128 41.009 663.000 8.050
2010 2.093 40.276 657.100 9.481
2011 2.080 39.799 653.550 9.559
2012 2.053 38.336 648.950 9.294
2013 2.029 38.225 645.550 8.349
2014 1.990 37.293 640.050 8.590
2015 1.960 36.005 627.150 8.418
2016 1.888 33.914 609.100 8.451
2017 1.823 31.949 586.250 8.333
2018 1.783 29.670 571.700 8.266
2019 1.717 28.384 561.450 8.725
2020 1.679 25.779 552.450 9.432
2021 1.519 23.231 540.950 9.597
2022 1.458 20.446 535.600 10.887
* im Kreditgewerbe / Zahlen: alle Banken; ** Bilanzsumme / Alle Bankengruppen / Gesamtinstitute in Mrd. Euro
Stand: September 2023 Quelle: Bankenverband

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Wie können Filialbanken gegensteuern?

Filialbanken stehen heutzutage vor einer Reihe von Herausforderungen, da sich die Bankenlandschaft schnell verändert. Die Digitalisierung, veränderte Kundenerwartungen und neue Wettbewerber haben den Druck auf Filialbanken erhöht. Hier sind einige Strategien, die Filialbanken in Betracht ziehen können, um zu überleben und erfolgreich zu bleiben:

  • Digitale Transformation: Filialbanken sollten in die Digitalisierung investieren, um ihren Kunden Online-Banking-Dienste, mobile Apps und andere digitale Kanäle anzubieten. Die Möglichkeit, Bankgeschäfte bequem von zu Hause oder unterwegs aus zu erledigen, ist heute für viele Kunden entscheidend.
  • Verbesserung des Kundenerlebnisses: Filialbanken sollten sich darauf konzentrieren, ein herausragendes Kundenerlebnis zu bieten. Das bedeutet schnelle und effiziente Dienstleistungen, personalisierte Beratung und die Schaffung von Vertrauen.
  • Filialnetzwerk optimieren: Filialbanken können ihr Filialnetzwerk überprüfen und gegebenenfalls optimieren. Das bedeutet, Standorte zu schließen, die nicht rentabel sind, und in Gebieten mit hoher Nachfrage zu expandieren.
  • Produktinnovation: Die Einführung neuer Finanzprodukte und -dienstleistungen, die den Bedürfnissen der Kunden entsprechen, kann eine Möglichkeit sein, sich von der Konkurrenz abzuheben.
  • Partnerschaften und Kooperationen: Filialbanken können Partnerschaften mit Fintech-Unternehmen und anderen Finanzdienstleistern eingehen, um innovative Lösungen anzubieten und ihre Reichweite zu erweitern.
  • Kostenmanagement: Die effiziente Verwaltung von Kosten ist entscheidend. Das bedeutet, Prozesse zu automatisieren, wo möglich, und sicherzustellen, dass die Betriebskosten im Einklang mit den Einnahmen stehen.
  • Risikomanagement: Filialbanken müssen ihre Risiken effektiv managen, um finanzielle Turbulenzen zu vermeiden. Dies erfordert eine solide Kreditvergabepraxis und die Diversifizierung von Vermögenswerten.
  • Kundenbindung: Die Stärkung der Kundenbindung ist entscheidend. Das bedeutet, bestehende Kunden zufriedenzustellen und langfristige Beziehungen aufzubauen, um den Kundenstamm zu erhalten und zu erweitern.
  • Compliance und Regulierung: Filialbanken müssen sicherstellen, dass sie alle regulatorischen Anforderungen erfüllen, um rechtliche Probleme zu vermeiden.
  • Schulung und Weiterbildung: Mitarbeiter sollten kontinuierlich geschult und weitergebildet werden, um mit den neuesten Entwicklungen in der Finanzbranche Schritt zu halten.

Die Zukunft von Filialbanken hängt davon ab, wie gut sie auf die sich verändernde Landschaft reagieren und sich anpassen können. Die Kombination von digitaler Innovation, Kundenzentriertheit und effizientem Management wird entscheidend sein, um erfolgreich zu überleben.

Der Weg aus der Krise: Kraftakt und schwieriger Spagat

500 Euro und Münzen, Schloss und Bankaufschrift
© Fotolia.com – Denis Junker

Banken, die ihre Augen vor den Zeichen der Zeit verschließen, müssen sich über kurz oder lang mit kleineren Brötchen zufriedengeben oder damit rechnen, gnadenlos unterzugehen. Dass es soweit kommen würde, war abzusehen. Der deutsche Markt gilt schon lange als »overbanked«. Doch nicht nur der Konkurrenzkampf bringt die Branche in Wallung: Es sind vielmehr die vielen großen und kleinen Veränderungen, die sich maßgeblich auf den Bankenmarkt auswirken.

Dem gegenzusteuern wird ein Kraftakt, bei dem Filialbanken auf ihre Reserven, ihr Potenzial und die meist enge Kundenbindung setzen müssen. Dieser neue Weg funktioniert nicht, ohne alten Ballast von Bord zu werfen. Gemeint sind damit Filialen, die sich aufgrund geringer Nachfrage nicht mehr rentieren. Dass dabei auch die Zahl der Mitarbeiter reduziert werden muss, hat zweifelsohne einen faden Beigeschmack. Doch anders lassen sich die Kosten nur schwer in den Griff bekommen.

Fazit

Entscheidend wird sein, den Spagat zwischen modernem Bankgeschäft via Internet und der gezielten Beratung vor Ort zu meistern, ohne die eigene Identität zu verlieren oder Kunden zu verärgern. Leicht wird es nicht, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Da es keine Alternative gibt, bleibt jedoch nur dieser zugegebenermaßen saure Apfel.

Redaktionsempfehlungen

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